Wir tun es als Ausdruck unserer Zuneigung, wir tun es aus Liebe, Leidenschaft und Vertrauen. Aber manchmal tun wir es auch aus Anstand, aus Verehrung und manch einer tut es sogar als Zeichen der Unterwerfung. Egal wo wir auch gehen, oder stehen, instinktiv drücken wir unsere Lippen auf alles, was uns lieb und wert ist. Das Küssen – so vielseitig, so einfach und doch so unterschiedlicher Bedeutung.

Doch, warum küssen wir überhaupt?

Der Kuss selbst ist schon so alt wie die Menschheit und doch hatte das Küssen nicht immer die Bedeutung, so wie wir sie heute kennen. Die Wissenschaft hat mittlerweile bewiesen, dass vor Millionen von Jahren der Kuss ursprünglich von der Ernährung des Kindes durch die Mutter herrührt. Die vorgekaute Nahrung, gelangte einst durch den “Kuss” in den Mund des Babys und es wurde somit auf sanfte Weise von der Mutter mit Nahrung versorgt. Der Kuss also ursprünglich nur ein mütterliches Mittel zum Zweck? Ein Vorgang, der in der Tierwelt immer noch häufig zu beobachten ist. Doch wer heute ans Küssen denkt, will von tierischen Instinkten und Nahrungsweitergabe nichts wissen. Heute werden nur noch Kaugummis, oder Bonbons unter den Liebenden über den Mund weiter gegeben. Der zärtliche Mundraub als Zeichen tiefer Zuneigung, ist aber nur eine der vielseitigen Formen der Lippenberührungen.

Heute gibt es den Kuss in vielen Tausenden von Variationen. Der zärtliche Kuss auf die Wange, das Küsschen zum Abschied, wir küssen die Stirn, die Nase, die Hand, oder Augenlieder. Auch können kleine Wehwehchen einfach hinfort geküsst, oder auch schwere Traurigkeit gelindert werden. Es gibt Küsse der Freude, Küsse der Beglückwünschung und Küsse der Hochachtung. Wir versenden Luftküsse, wir küssen den Boden auf dem wir schreiten und wir küssen manchmal sogar die banalsten Dinge und Gegenstände. So viele verschiedene Völker, so viele verschiedene Religionen, so viele verschiedene Küsse. Und doch haben alle etwas gemeinsam: Wir küssen stets das, was uns am Herzen liegt, was uns wichtig ist, was wir lieben und wir bringen es somit über die Lippen zum Ausdruck.
Doch der intensivste und unangefochten mit einer der bedeutungsvollsten Küsse, ist der Kuss der Liebe und Leidenschaft. Am weit Verbreitetsten unter dem Liebeskuss: das Umspielen der Zunge des Partners, der sogenannte Zungenkuss. Wenn zwei Liebende sich gefunden haben, scheint es manchmal wie eine Sucht zu sein, an den Lippen seines Partners zu hängen – kein Wunder, denn er bewirkt auch eine ganze Menge in unserem Nervensystem.

Doch was passiert genau beim Küssen?

Unsere Lippen sind mit einer der sensibelsten Stellen des Körpers, denn hier sitzen eine Vielzahl an Nervenzellen, die bereits schon auf die kleinsten Berührungen reagieren und eindeutige Botschaften an unser Gehirn senden. Heiß, oder kalt, sanft oder rauh, gefühlvoll oder emotionslos – die Lippen finden es als Erstes heraus. Deshalb empfindet manch einer auch den leidenschaftlichen Kuss als eine Art Blitzschlag. Wenn zwei Lippen aufeinandertreffen, wird ein Feuer der Gefühle entfacht, die in Form elektrischer Impulse durch den ganzen Körper strömen. Das Herz schlägt deutlich schneller und die Atmung verändert sich. Der zusätzliche Ausstoß von Glückshormonen, gibt uns das Gefühl zu schweben und wir bekommen Lust auf mehr. Küssen als körpereigene Droge – der Rausch der Liebe und der Eröffnungsknopf für das eigene Lustzentrum.
Doch zum Küssen gehören immer zwei und das ist manchmal nicht so einfach, denn jeder Mensch hat seine eigene Kusstechnik und Vorliebe. Der eine mag es lang und stürmisch, der andere eher kurz und sanft. Und was dem einen ein weiterer Blitzschlag bedeutet, ist dem anderen wiederum ein Graus und so kann es vorkommen, das der Kuss plötzlich zum Überlebenskampf im oberen Bereich kommen kann. Wenn die beiden Küsser nicht im Einklang mit ihrer Technik sind, können Zähne, Zunge und Kopf plötzlich zu schmerzhaften Hindernissen werden. Doch Übung macht den Meister, denn das, was der Kusspartner letztendlich beim Küssen mag und was er nicht möchte, das lässt sich ganz einfach über den Kuss herausfinden. Das Küssen – die sensibelste Art auf Entdeckungsreise zu gehen.